Beflügelt zurück aus Mailand, wo sich einige Mitglieder des SSZZ-Teams vom Entwickler der StimmMaske persönlich instruieren lassen durften, habe ich heute Morgen experimentiert mit dem neuen Tool.
Das Fazit zuerst: Für das Empfinden (und eben nicht nur das Verstehen) der Stütze ist die StimmMaske phänomenal; ich habe die inneren Vorgänge des Appoggio (v.a. auch inkl. Rücken- und Taillen-Dehnung) ganz neu entdeckt bzw. sie sind mir auf neue Weise bewusst geworden – und eben durch das Tun, nicht durch das Nachahmen einer Vorstellung im Kopf. Die StimmMaske kriecht quasi in meinen Körper hinein und lässt mich von dort aus spüren, wie es sein muss – das ist in der Tat revolutionär.
Dadurch habe ich meine Kehl-Länge wieder gefunden, die aufgehängte Kehle, welche ausserdem ruhig geworden ist: Mein grosses Problem seit Jahren war, dass ich nicht herausfinden konnte, wie ich meine Kehl-Unruhe wegbringe! Und allmählich hatte ich keine Freude mehr an meiner Stimme. Heute habe ich die Freude wieder gespürt.
Interessant dabei: der Widerstand, der durch das Pusten erreicht wird, löst im Körper den Saug-Effekt aus, den wir beim Singen benötigen (inhalare la voce). Er kann dann ohne die StimmMaske beibehalten werden. Bei mehr Wasser in der Flasche wird er grösser; bei schnellerem Blubbern auch. Noch bin ich daran herauszufinden, wo der Unterschied liegt in der körperlichen und stimmlichen Auswirkung.
Ganz allgemein wird mit der StimmMaske die Appoggio-Muskulatur mehr stimuliert als ohne; sie wird gezwungen, richtig zu arbeiten – ein eindrücklicher Trainings-Effekt.
Nasalität: Dadurch, dass bei starker Nasalität das Wasser nicht oder nur wenig blubbert (vgl. nasale Konsonanten wie /m/ etc.), kann die StimmMaske als Instrument genutzt werden, einem Schüler/Patient mit zu viel Nasalität zur Differenzierung zu verhelfen: Eigenwahrnehmung und dann vermutlich viel einfacheres Umpolen als bisher; jemanden weg zu bringen von zu viel «Nase» ist ja didaktisch manchmal nicht einfach, wenn es der Schüler nicht sogleich selber umsetzen kann.
Kiefer-/Lippenposition: Das Rohr lässt sich auch ohne Maske nutzen: Die obere Zahnreihe berührt dabei leicht die zweite Rille, die untere Zahnreihe die erste. Dadurch wird sicher gestellt, dass der Kiefer nicht nach vorne schiebt – und dies kombiniert mit einer schnutigen Lippenstellung, da die Lippen das Rohr umfassen. In vielen Fällen ist die Kombination freier Kiefer – Lippenrundung nicht einfach zu erreichen; hier geschieht beides von alleine.
Einige Gedanken mit Fragezeichen:
Mir wurde zwischendurch übel: Kunststoff-Geruch, eigene Luft als Masse in Mund und Kehle, zu wenig Einatem-Freiheit; dauernde Ausatem-Betonung (vgl. solar-lunar-Konzept)?
In der Höhe kann ich tatsächlich teilweise (fast) ohne Blubbern singen (eine Kollegin berichtet mit Erstaunen dasselbe von einer Schülerin). Die Gedanken, die mir dazu durch den Kopf gingen:
Ist das nun schlecht – oder sogar gut? Gibt es wirklich so viel fliessende Luft, wenn sie optimal in Klang umgewandelt wird? Oder muss da individualisiert werden nach Atemtyp: Der «Ausatmer» braucht viel Bläschen, der «Einatmer» weniger? Wie steht es mit «Inhalare la voce» (auch wenn damit natürlich nicht inspiratorisches Singen gemeint ist…): Darf bei mehr Einatem-Tendenz weniger Blubbern der Fall sein? Oder muss dann erst recht ein Gleichgewicht gehalten werden? Ist dies individuell unterschiedlich bzw. nach Tonhöhe? Zur Zeit ist meine Antwort zur Frage des «Inhalare» (vgl. weiter oben): Ich brauche gar keine Einatem-Tendenz zu kreieren, denn sie wird durch das Pusten gegen Widerstand und den dadurch entstehenden Luft-Rückstau automatisch erzeugt! Blubbern und Einatem-Tendenz gehen daher Hand in Hand.
Viel Spass euch allen beim Entdecken! Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen und freue mich auf regen Austausch
Aline Camenzind, Sängerin, dipl. Gesangspädagogin und dipl. Logopädin, Oktober 2018