Überraschungen sind für mich so etwas wie die Würze des Lebens, deshalb liebe ich sie. Als mich meine Kollegin mit verschmitzem Lächeln in den Augen zwischen zwei Gesangsstunden fragte, ob ich Lust habe, kurz etwas auszuprobieren, folgte ich ihr in ihr Unterrichtszimmer. Sie gab mir die Maske in die Hand und ich folgte brav ihren Anleitungen. Einmal „caro mio ben“ uneingesungen ohne Maske, dann mit Maske, dann noch einmal mit Maske und dann wieder ohne – was war das?
Verdammt nochmal! Ich habe nur gelacht, war begeistert, dachte „mein Gott, wie viele Stunden übt man für einen solchen Klang und da bläst man in dieses unförmige Ding hinein und da ist er gleich ganz von alleine“. Das unförmige Ding schien etwas zu bewerkstelligen, worauf man sonst sehr viel Zeit verwendet: eine Koordination von Atmung und Öffnung. Diese Leichtigkeit, mit der es sang. Das war es: Es sang.
Das erste Hilfmittel für SängerInnen, dachte ich, während ich es im selben Augenblick mental in mein tägliches Üben integrierte und sie bereits ins Hotelzimmer mitnahm für ein nächstes Konzert. Ich sah die unangenehmen Momente verschwinden, wenn man nicht wirklich einen ruhigen Ort zum Einsingen hat und dann vor der Probe noch schnell in der Toilette ein paar Stimmübungen macht… und so begleitet sie mich nun, die StimmMaske. Wir, die wir keinen Geigenkasten und kein Blättchen und überhaupt keine Hilfsmittel hatten, haben nun doch endlich auch etwas dabei.
(von Julia Schiwowa, Sängerin und Gesangspädagogin)